Mit Festansprachen, guter Laune und einem köstlichen Brunchbuffet feierte der Imkerverein Lehrte am 6. April 2008 sein 70-jähriges Bestehen.
Vorweg: Das herrliche Buffet, zu dem der Verein seine Mitglieder samt Partner gebeten hatte, war besonders reichhaltig und ungewöhnlich lecker. Der Anlass war groß, so ließ sich der Verein nicht lumpen, wir waren alle eingeladen! Der Wirt unseres Stammlokals hat sich mit der Zubereitung der Speisen und der Vorbereitung des Saals redlich Mühe gegeben. Dafür ein großes Dankeschön an Wirt und Verein! Es war ein wirklich wunderschöner Tag!
Zu Beginn wurden langjährige Mitglieder geehrt. Die bronzene Ehrennadel erhielten Frau Hanny Knackstedt und Herr Werner Oppenborn; silberne Nadeln gingen an die Herren Dr. Arpad Asztalos, Ernst Knackstedt und Ernst-August Tolle. Die einzige goldene Ehrennadel bekam Frau Brunhilde Framke. Schließlich wurden für ihre 50-jährige Mitgliedschaft Frau Ingeburg Jaster und Frau Ilse Küke mit Urkunde und Blumenstrauß geehrt. Besonders erfreulich fand ich, dass auch unser langjähriges Ehrenmitglied und früherer 2. Vorsitzende, Herr Georg Stahlhut mit seiner Gattin den Weg zu uns fand. So ist es eben, alte Freundschaft rostet nicht! Und last not least, auch die kleine Enkeltochter des Vorsitzenden, Janna Fuhrich, war dabei und spielte begeistert mit dem Windhund Courtney (s. Foto). Früh übt sich, wer ein Tierfreund sein will!
Wie die Fotos zeigen, war die Beteiligung dem Anlass entsprechend sehr groß. Unser besonderer Jubiläumsgast war der stellvertretende Lehrter Bürgermeister, Herr Hoppe, der in einer launigen Ansprache die Bedeutung der imkerlichen Arbeit in Stadt und Umland würdigte. Wir freuen uns sehr, dass er sich dafür die Zeit nahm. Als kleines Dankeschön erhielt er von Herrn Fuhrich Honig aus seiner heimatlichen Umgebung, um „etwas zusätzliche Kraft für seine anstrengende Arbeit als Kommunalpolitiker zu schöpfen“ (s. Foto). Andere Persönlichkeiten von der Stadt, wie die Bürgermeisterin Frau Jutta Voß, der Leiter der Ämter Gemeindeorgane und Öffentlichkeitsarbeit, Herr Michael Großmann, sowie die Sparkassenleitung Lehrte übermittelten schriftlich ihre Glückwünsche.
Die Festansprache hielt der Vereinsvorsitzende, Herr Gerhardt Fuhrich. Wie bei einem solchen Anlass zu erwarten, gab er einen historischen Rückblick. Wir hörten mit Stauen, dass der erste Imkerverein auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens bereits 1859 in Landesbergen bei Nienburg gegründet wurde. Es folgte Zeven im Jahr 1879. In der damaligen Gründungsfestschrift des Zevener Vereins ist zu lesen, dass „nach der Gründung des neuen Deutschen Reiches im Jahr 1871 ein reges Wirtschaftsleben in Gang kam, dem sich auch die Imker nicht verschließen konnten; denn durch ein verbessertes Ausbildungswesen, Vorträge in den Versammlungen, Besichtigung von Musterständen und den Besuch von Bienen-Wanderversammlungen sollte ein reges Vereinsleben geweckt und gefördert werden“. Im damaligen Sprachgebrauch hieß es gar: „Die Bienen sind das Vorbild zu vielem moralischen Gut und es wird sogar behauptet, dass der Umgang mit denselben den Menschen nur veredele“. – Das hörten wir natürlich gerne.
In den alten Vereinsprotokollen werden auch alltägliche Sorgen der Imkerschaft erkennbar. So zum Beispiel der Verfall der Honigpreise, die Sorge um Bienengesundheit und die Verminderung des Nahrungsangebotes für die Bienen.
Später – um 1930 herum – ging es dem Staat überwiegend um die Eigenversorgung des Volkes, somit auch mit Honig. Der Hintergrund waren Kriegsgedanken. Ausschlaggebend war dabei die Bestäubungsleistung der Bienenvölker in der Landwirtschaft. Nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges hatten die Imker Buch über Honig- und Reinwachsabgaben zu führen und später auch über die Tabak- (für die Imkerpfeife) und Bienenfutter-Zuckerzuteilungen.
Bei der Gründung des Imkervereins Lehrte am 12. Februar 1938 hatte der Verein 42 Mitglieder mit 573 Bienenvölkern (davon 324 in Lüneburger Stülpern). Nach Verheilung der Kriegswunden und einer völlig neuen Lebenseinstellung wandelte sich in den darauf folgenden 60 Jahren auch die Imkerei. Heute gilt sie in geringem Maße als Nebenerwerb, vor allem aber als Freizeitbeschäftigung. Die Zeiten haben sich zwar geändert, unsere Sorgen sind leider nicht geringer geworden: Sorgen um den Erhalt der Imkereien. Denn unsere Bienen leiden unter landwirtschaftlichen Monokulturen mit Mangel an blühenden Pflanzen und Pestiziden, und die Gentechnik tut ein Übriges. Die Gesundheit der Bienen stand zwar schon immer auf dem Prüfstand, aber die von der Varroamilbe ausgelösten Folgekrankheiten stellen die Imkerschaft vor eine weitere Herausforderung. Mancher Imker gibt sogar auf!
Unser Augenmerk gilt daher der Beratung und Schulung der Imkerschaft. Fundiertes Fachwissen ist Voraussetzung für eine landesweit blühende Imkerei. Nicht nur, um den begehrten Honig zu ernten, sondern auch vor dem Hintergrund der volkswirtschaftlichen Bedeutung, die um das 10- bis 15-fache höher liegt als der Erlös über den Verkauf von Bienenprodukten.
Zum Schluss seiner Ansprache verwies Herr Fuhrich auf etliche nicht mehr unter uns weilende bedeutende Persönlichkeiten unseres Vereins, die er namentlich nannte; es sind August Hornbosten, Heinrich Ahlvers, Arthur Wangerin, Wilhelm Wissel und Heinrich Drangmeister. Unser Vereinsvorsitzender sprach die Hoffnung aus, dass in Gegenwart und Zukunft möglichst zahlreiche Mitglieder die Geschicke des Imkervereins Lehrte auf einen guten Weg leiten.
Dr. Arpad Asztalos