Amerikanische Faulbrut

Faulbrut auf dem Bienenstand – was ist zu tun? ( Referat von Peter Spitzenberg, 11. April 2010)
Bei der Faulbrut handelt es sich um zwei verschiene bakterielle Brutkrankheiten der Honigbiene. Man unterscheidet zwischen der Europäischen Faulbrut (EFB) –  die gutartige Faulbrut und Amerikanischer Faulbrut (AFB)  –  die bösartige Faulbrut.

Die Europäische Faulbrut ist relativ harmlos, die jungen Larven verfärben sich gelb bis braun und liegen schlaff im Zellengrund. Das abgestorbene Gewebe ist noch strukturiert und nicht fadenziehend sondern eher wässrig. Bei vitalen Völkern wird der Infektionsherd oft durch die Selbstheilungskräfte des Volkes eliminiert. Hartnäckige Fälle können aber auch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erfordern.

Die Amerikanische Faulbrut ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Der Erreger der AFB (Paenibacillus larvae larvae) wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika erstmals beschrieben – er war jedoch immer schon in Europa verbreitet. Er bildet sehr widerstandsfähige Sporen, die ausschließlich die Larven der Honigbiene über die aufgenommene Nahrung infizieren. Die Sporen gelangen über kontaminierte Bienen mit dem Futter in den Mitteldarm, wo sie innerhalb von 24 Stunden zu Stäbchen auskeimen. Diese durchdringen dann das Darmgewebe, um sich im übrigen Gewebe der Larve schnell zu vermehren. Ein Teil der Brut stirbt erst im Streckmaden- oder Vorpuppenstadium und somit in der verdeckelten Zelle ab.

Erst jetzt werden die typischen Symptome der Infektionskrankheit sichtbar. Sie bestehen in verfärbten, eingesunkenen, oft auch löchrigen Zelldeckeln und der in der Brutzelle verbleibenden, fadenziehenden Masse, die schließlich zu Schorfen eintrocknet. Das Brutnest ist lückenhaft. Die in den Schorfen vorhandenen Sporen können Jahrzehnte überdauern. Durch den sog. Streichholztest, bei dem der Zelleninhalt fadenartig am Streichholz kleben bleibt, sowie der Begutachtung der Zelldeckel, kann die Krankheit unter anderem erkannt werden.

AFB Sporen  befallen ausschließlich die Larven. Für Bienen und Menschen sind sie völlig ungefährlich – der meiste importierte Honig enthält AFB Sporen. In vielen Ländern wird die AFB mit Antibiotika bekämpft. Dies verhindert zwar den Ausbruch der Krankheit, aber die Sporen bleiben. Die Behandlung mit Antibiotika ist bei uns verboten.

Was ist zu tun bei AFB?  Bei einem Verdacht auf AFB meldet der Imker evtl. unter Mithilfe des Seuchenbeauftragten seines Vereins den Fall an das zuständige Veterinäramt. Bei Nichtmeldung könnte ihm nach dem Tierseuchengesetz ein Bußgeld bis zu 25.000 € verhängt werden. Der Veterinär lässt durch eine Laboruntersuchung die AFB feststellen und ordnet einen Sperrbezirk von mindestens 1 km um den Stand an. Alle Bienenvölker in diesem Bereich werden auf AFB untersucht. Der befallene Stand wird saniert: Von allen Völkern werden Kunstschwärme gebildet und in neuen oder desinfizierten Beuten mit Mittelwänden eingeschlagen. Honig wird geschleudert und kann verwendet werden. Waben können als Seuchenwachs deklariert an eine Wachsfabrik gegeben werden, wenn diese über eine Einrichtung zur Entseuchung des Wachses verfügt. Rähmchen, Beuten und Gerätschaften können abgeflammt oder in heißer 3%iger Natronlauge gereinigt werden.

Bienen, Betriebsmittel und Gerätschaften im Sperrgebiet dürfen nicht aus den Bienenständen entfernt werden. Das Anwandern in den Sperrbezirk ist untersagt.

Die AFB ist heutzutage gut in den Griff zu bekommen. Das Abschwefeln der Völker sowie Verbrennen von Beuten ist nicht mehr nötig, allerdings einfacher ist eine geeignete Prophylaxe.

Prophylaxe:
–         mindestens 30% neue Mittelwände im Jahr pro Volk
–         Waben bienensicher lagern
–         leere Beuten bienendicht verschließen
–         Räuberei vermeiden
–         keinen fremden Honig oder Pollen verfüttern, denn diese Produkte enthalten fast sicher AFB Sporen
–         keine Völker zukaufen ohne Prüfung des „Futterkranzprobenergebnisses“
–         Futterkranzproben untersuchen lassen

Über die Ortsvereine werden in der Regel kostenlose Untersuchungen von Futterkranzproben angeboten (AFB Monitoring). In Niedersachen werden diese auf AFB Sporen im Bieneninstitut Celle untersucht und das Ergebnis in 3 Kategorien klassifiziert den Auftraggebern mitgeteilt:
–         keine Sporen
–         niedriger Sporenwert
–         hoher Sporenwert

Alle Proben des Imkervereins Lehrte erhielten für das Jahr 2009 das Ergebnis „keine Sporen“. Mithilfe dieser Frühdiagnose kann ein vorhandener Infektionsherd erkannt und lokalisiert werden, und man hat oft mehr als ein Jahr vor einem eventuellen Ausbruch der Krankheit Zeit die Infektionsgefahr zu beseitigen.

Schon bei einem niedrigen Sporenwert ist der Imker gehalten über die allgemeinen Vorbeugungsmaßnahmen hinaus eine „kleine“ Sanierung seines Standes vorzunehmen. Das Bieneninstitut Celle hat hierzu – Empfehlungen zur Sporenmenge „niedrig“ – herausgegeben.

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